Petition zum Bildungsplan 2015

  • Startseite
  • Archive
  • Petition
  • Hintergrund
  • Presse
  • Kontakt
  • Impressum

13. September 2015

Rodrigues-Bericht

Der Gender-Lobbyismus kämpft sich weiter durchs EU-Parlament

Am 9. September 2015 hat das EU-Parlament den „Rodrigues-Bericht“ angenommen. Notiz davon hat in der deutschen Medienlandschaft, wie bei den meisten Dingen die in Strassburg oder Brüssel beschlossen werden, kaum jemand genommen. Der „Bericht über die Stärkung von Mädchen durch Bildung in der Europäischen Union“ wurde mit großer Mehrheit verabschiedet. Es ist ein illustratives Beispiel, wie Gender Mainstreaming umgesetzt wird und funktioniert. So hat das Internet-Forum Queer.de deutlich gemacht, worum es eigentlich geht: um „Stärkung der Rechte“ von LSBT. Bindend ist die Umsetzung weder für die Mitgliedsstaaten noch für die EU-Kommission.

Die heutigen Bildungsverlierer
Der Titel des Berichts stellt etwas Positives, ja etwas Selbstverständliches voran: nämlich, dass die Bildung von Mädchen EU-weit gestärkt werden soll. Allerdings besteht die Ambivalenz dieses Dokuments gerade darin, dass etwas schon längst Erreichtes sowie Selbstverständlichkeiten mit einer aggressiven Gleichstellungs- bzw. Gender-Perspektive  vermengt werden. Würden wir noch vor einem halben Jahrhundert leben, in dem „das katholische Arbeitermädchen vom Lande“ die Bildungsverliererin darstellte, hätte man in vielen Punkten des Berichts des EU-Parlaments sicher zustimmen können. Jeder, der heute im pädagogischen Bereich mit jungen Menschen arbeitet, weiß aber, dass die Bildungsverlierer in unserem Land und in der EU eher a) männlich und b) ethnisch, religiös oder national in einer Minderheitenposition sind, sprich c) einen Migrationshintergrund haben. Aber gerade zu diesen Punkten verschließt der Bericht die Augen vor der Realität heute.

Déjà vu zu den „Leitprinzipien“
Was die Bildungsplan-Petition für Baden-Württemberg kritisierte, wird jetzt als Empfehlung auf die europäische Ebene hochkatapultiert: Die obligatorische „Teilnahme an einer altersgerechten Sexualerziehung im Rahmen ihrer Lehrpläne für alle Schüler der Primar- und Sekundarstufe“ soll jetzt als „ein wesentliches Instrument zur Stärkung von Mädchen und Jungen“ gelten (29.) In dem Bericht wird die EU-Kommission auch aufgefordert,

  • „Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in Bildungseinrichtungen zu bekämpfen“,
  • „die Aufnahme objektiver Informationen zu LGBTI-Themen in die Lehrpläne zu fördern“ und
  • „das Peer-Learning zwischen den Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung des Mobbings und der Belästigung Homosexueller und Transsexueller zu erleichtern“ (31.)

Gleichstellung statt Gleichberechtigung
Der große Schwerpunkt liegt auf Gleichstellung, nicht mehr auf dem Zugang zu Gleichberechtigung. Bei „Gleichstellung der Geschlechter“ sollen „Lese- und Schreibfähigkeit, Mobbing, Hassreden, Menschenrechte und staatsbürgerliche Bildung“ (25.) thematisiert werden. Erreicht werden soll dies durch „umfassende Sexualerziehungsprogramme“ (28.), die eine „Umsetzung einer Sexualerziehung in den Lehrplänen“ fördert, „die darauf abzielt, die Stellung von Mädchen über die Förderung des Bewusstseins für ihren eigenen Körper und der Kontrolle über ihn zu stärken, (…) dass diese Grundsätze auch in allen anderen Lehrfächern Berücksichtigung finden“ (30.). Mädchen und Jungen sollen „ungeachtet geschlechtsspezifischer Stereotype für alle Fächer gleichermaßen“ (32.) interessiert werden. Dem „negativen Einfluss stereotyper Geschlechter-rollen“ (37.) soll entgegengewirkt werden – wobei die Negativwertung ‚stereotyp‘  eine Anspielung auf die kreatürliche, biologische Zwei-Geschlechtlichkeit des Menschen sein soll.  Schließlich sollen die Schulbücher und Unterrichtsmaterialien neu nach den Themen Geschlechterperspektive und Gleichstellung der Geschlechter ausgearbeitet werden. Im Englischen Original wird von „gender perspective“ und „gender equality“ gesprochen (41.).

Weiteres Aushöhlen des Subsidiaritätsprinzips
Der Bericht ist ein weiteres Beispiel für eine zunehmende Aushöhlung des bedeutsamen Subsidiaritätsprinzips in der EU. Dieses betont, dass die Probleme am besten von der untersten Ebene einer Organisationsform geregelt werden können. Die Mitgliedstaaten haben in Fragen von Bildung und Familie ihre Zuständigkeit. Der Bericht stellt also eine massive Einmischung in das föderale Schulwesen der einzelnen EU-Staaten dar.

Was fehlt  im Rodrigues-Bericht (auf EU-Ebene) und in dem bisherigen Bildungsplanentwurf auf Landesebene?  Drei Gedankenanstöße:
1. Sexualität betrifft den ganzen Menschen. Daher muss Sexualpädagogik die körperliche, die psychische und die personalen Beziehungsdimensionen ansprechen. Wenn eine dieser Dimensionen fehlt, wird menschliche Sexualität nicht ganzheitlich erfüllend erlebt, sondern sie verflacht, wird von der lebensdienlichen Gesamtverantwortung isoliert und verarmt zu einem rein individualistischen Lust-Erlebnis. Statt eines autonomen Ichs, sollte aber vielmehr das beziehungsorientierte Du bzw. das Wir in den Mittelpunkt gestellt werden.

2. Die Sexualpädagogik der Zukunft muss Empathie, personale Wertschätzung und liebevolle Bindung thematisieren und muss die Reduzierung auf eine nur egomane, momentane Lustmaximierung gerade überwinden! Positiv gesagt: Wie können wir, um mit Erich Fromm zu reden, „die Kunst des Liebens“ lernen? Eine zukunftsorientierte Sexualpädagogik sollte Schülerinnen und Schülern eine ganzheitliche Orientierung für Freundschaft, Liebe und Fruchtbarkeit geben und ihnen helfen, den unverzichtbaren Sinnzusammenhang von Liebe und Sexualität zu erkennen.

3.  Die Pornografisierung in den Medien, der Kinder und Jugendliche heute in großem Umfang ausgesetzt sind, betont die entpersönlichte Darstellung von Sexualität zum „Sex“; sie klammert die personalen und sozialen Sinnbezüge aus. Daher sollte Sexualpädagogik dringend die Probleme eines exzessiven Pornografie-Konsums und die damit auftretenden, Problemkreise „Sucht, sexuelle Gewalt und Beziehungsstörungen“ thematisieren.

  • twittern 
  • teilen 
  • mitteilen 

Darum geht´s: Video zur Bildungsplan-Debatte

Hier ist es - unser Video zur aktuellen Bildungsplan-Debatte! In knapp drei Minuten wird darin das Anliegen der Petition erklärt. Wir haben … [Weiterlesen...]

News

Hörtipp: SWR2 WISSEN Kulturkampf um die Bildung

Am 2.12.2017 strahlte SWR 2 WISSEN die Sendung Kulturkampf in der Bildung. Streit um Vielfalt an den Schulen aus. Darin wird Gabriel … [Weiterlesen]

Ein Plädoyer für die christliche Ehe

Vom 27.-30. November 2017 findet die Herbsttagung der Landessynode der Evangelischen Landeskirche Württemberg statt. Die Ankündigung, dass … [Weiterlesen]

Kretschmanns Abstecher in die Realität

Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Baden-Württemberg zum „Vorreiter für Offenheit und Vielfalt“ machen will, und in den … [Weiterlesen]

» Alle News

Copyright © 2022 bildungsplan2015.de