Petition zum Bildungsplan 2015

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2. November 2014

Die Steilvorlagen für eine „Sexualpädagogik der Vielfalt“ in den Leitperspektiven des Bildungsplans

In unserem letzten Beitrag vom 26.10.2014 fragten wir, ob Kultusminister Stoch – nach der Lektüre der Artikel von Antje Schmelcher in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vom 12.10.2014,  von Christian Weber in der Süddeutschen Zeitung vom  24.04.2014 und von Martin Voigt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 23.10.2014 – immer noch sein Lied von den „verzerrten Darstellungen“ anstimmen würde und von einem „bewussten Spielen mit den Ängsten der Eltern“ reden will. Die Befürworter der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ im Bildungsplan 2016 argumentieren nun, dass von den krassen Darstellungen der neo-emanzipatorischen „Sexualpädagogik der Vielfalt“ in den  Leitperspektiven  gar nichts zu finden sei. Wir sagen: Stopp! Man lese bitte genauer nach, was Weber, Schmelcher und Voigt recherchiert haben.

 „Das hat doch nichts mit dem Bildungsplan zu tun…“

Das übergeord­nete Anliegen der Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt  ist der „konstruktive Umgang mit Vielfalt“. Kennzeichnend sind dafür ausdrücklich  „Individualisierung und Pluralisierung von Lebensentwürfen.“ Betont wird: Die Aufgabe der Schule ist, „jungen Menschen zu ermöglichen, die eigene Identität zu finden und sich frei und ohne Angst vor Diskriminierung zu artikulieren.“ Aber wie sieht das aus? Dazu heißt es in den Leitperspektiven:

„Indem Schülerinnen und Schüler sich mit anderen Identitäten befassen, sich in diese hineinversetzen und sich mit diesen auseinandersetzen, schärfen sie ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität. Dabei erfahren sie, dass Vielfalt gesellschaftliche Realität ist und die Identität anderer keine Bedrohung der eigenen Identität bedeutet“ (Seite 3-4).

Konkreter wird dies unter den Kompetenzbeschreibungen der Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt.  Erstes Beispiel ist die Kompetenzbeschreibung auf Seite 9  mit der Aufgabe der „Informationsbeschaffung“:

„Informationen über Erscheinungsformen von Vielfalt im gesellschaftlichen Kontext recherchieren und wertneutral präsentieren.“

Hier beziehen sich die möglichen Inhalte auf die „kulturellen Ausdrucksformen“ sowie die „Familienformen und Formen des Zusammenlebens“. Unter der Kompetenzbeschreibung „Deutung/Perspektivübernahme“ wird auf Seite 10 ausgeführt:

„Vorurteile, Klischees und Stereotypen (z. B. …, Lebensformen, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität, …) hinterfragen.“

Die möglichen Inhalte für alle (!) Fächer lauten dort:

  • „Prägende und lenkende Kraft von Rollenerwartungen und -bildern bzw. deren Wandel
  • Geschlechterrollen (z.B. im Alltag, Berufsleben, Werbung, persönliche Entfaltung)
  • Unterscheidung zwischen Normalität und Norm/Normativität.

Von den Leitperspektiven zu den Aufklärungsteams

Projektgruppen wie die von Voigt beschriebenen „Aufklärungsstunden“, gehören in NRW zum festen Bildungs-Repertoire des Kultusministeriums für die Schulen. Über die Beschreibungen der Leitperspektiven für Baden-Württemberg könnten und würden dann in Zukunft auch „Aufklärungsteams“ problemlos Einlass in die Schulen Baden-Württembergs finden. Die Vorlage des nordrhein-westfälischen Aktionsplans war von Anfang an die Blaupause für die Entwicklung des Aktionsplans „Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg“! In der Kompetenzbeschreibung der Leitperspektiven gibt es mehrere Hinweise darauf. Exemplarisch hierfür soll die Beschreibung „Zusammenleben/ Handlungsorientierung“ dienen. Um genau dieses hochrangige pädagogische Ziel der „Handlungsorientierung“ geht es ja gerade in der „Sexualpädagogik der Vielfalt“:

„Menschen respektvoll begegnen und sie zu deren Lebenssituation, Erfahrungen, Bedürfnissen und Werten befragen

  • Projekte: z. B. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Schule gegen Homophobie, Anti-Mobbing
  • „Biografiearbeit, Arbeit mit Zeitzeugen“ (Seite 10) usw.

Das Ende obrigkeitshöriger Naivität „Die da oben werden es schon recht machen.“

Wer diese Materialien und die oben genannten Presserecherchen kennt, wer die parteipolitischen Strukturen vor Augen hat (u.a. die hohe GEW-Bindung der SPD) und wer schließlich die inhaltlichen Aussagen der Stuttgarter Koalition kennt, kann sich beim Stichwort „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ keinen naiven Vorstellungen mehr hingeben; er kann sich auch durch hohe und überhöhte Emotionen von Kultusminister Stoch und seiner Pressesprecher nicht mehr täuschen lassen. Die Eltern, Lehrer und Schüler in Baden-Württemberg werden sich – zumindest auf Dauer – nicht für dumm verkaufen lassen.

 Warum die ministeriale Aggression zum Problem wird

Wie aber, so fragt sich jeder Vernünftige, erklärt es sich, dass vom Kultusminister, der ansonsten mit Zahlen, Fakten und Zusammenhängen zu argumentieren weiß, bei diesem Thema als Antwort auf ganz solide argumentative Kritik immer wieder nur hohe moralische Entrüstung und persönliche Aggressionen kommen? Und dies mit persönlichen Diffamierungen wie letzte Woche wieder in Ravensburg: Bernd Saur, kein geringerer als der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, habe mit seinen kritischen Hinweisen und besorgten Warnungen im Focus nur noch „infam“ gehandelt.

Welche Deutungsmuster für solche ministeriellen Aggressionen kann es geben?

  • Erstens, der Minister ist mit den oben genannten Fakten bisher nicht gründlich genug vertraut oder: er hat sich selbst unter ihnen etwas sehr viel anderes vorgestellt als das, was jetzt öffentlich zutage kommt; diese Vermutung ist aber eher unwahrscheinlich.
  • Zweitens, die hohe moralisierende Empörung und die wiederholten personalisierenden Diffamierungen auf Kosten der eigentlich inhaltlich fälligen Argumentation sind Methode; die Emotion soll schlicht der Strategie dienen, das zur fixen Idee gewordene Paradigma von der „Akzeptanz sexuellen Vielfalt“ doch um jeden Preis „emotional durchsetzen“, nachdem die ins Spiel gebrachten Argumente ethisch dürftig und pädagogisch irreführend sind. Diese rationale, aber auch enthüllende Deutung hat politischen Plausibilitätswert.
  • Drittens, die ggf. doppelt treffende Deutung: Die scharfe, unangenehme Kritik hat den Minister und die politischen Verantwortungsträger derart „kalt erwischt“, dass sie seit Monaten in einer Art Kälte-Schock verharren und meinen, sich nur noch so helfen zu können wie jener Junge, der auf frischer Tat ertappt wird und der der Polizei entgegen- schreit: „Ich war es nicht, ich war es nicht!“ oder: „Das wollte ich nicht! Die andern sind schuld!“ – Frage: Ist dem wirklich so?

Dienen die Verbalattacken und Pauschalverurteilungen von Kultusminister Stoch vielleicht nur dem verzweifelten Festklammern an einem unter Beeinflussung von Lobbyisten der „Akzeptanz sexuellen Vielfalt“ entstandenen Bildungsplan?  Es wäre ein Leichtes für den Kultusminister, vor die Presse zu treten und zu sagen: „Die Landesregierung von Baden-Württemberg tut alles, was in ihrer Macht steht, um zu verhindern, dass diese Extreme an den Schulen sowie Erziehungs- und Bildungseinrichtungen unseres Landes passieren.“ Die Diskussion könnte rational geführt werden und die Kritiker würden bei dem strahlenden Herbstwetter mit ihren Familien auf der Alb oder im Schwarzwald wandern gehen – statt in Stuttgart zu demonstrieren. Warum aber geschieht das nicht? Genau auf diese und andere Fragen kommt von ihm keine Antwort.

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