Die Bildungsgewerkschaft GEW hat in einem Schreiben an Kultusminister Stoch ihr Scheitern in Bezug auf die Verankerung „Sexueller Vielfalt“ in den Bildungsplanentwurf 2015 eingestanden. Sie schlägt jetzt moderatere Töne an und macht konstruktivere Vorschläge. Ein Meilenstein.
Empörungsrhetorik
Seit Ende Dezember 2013 empört sich die baden-württembergische GEW-Chefin Doro Moritz mit Diffamierungen gegen den Petitionszeichner Gabriel Stängle, in dem sie u.a. eine ihr zugespielte anonyme Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Stängle an die Öffentlichkeit lancierte. Die 192.000 Unterzeichner der Petition bezeichnete sie pauschal als „Fundamentalisten“. Anschließend wurde die GEW Partner der von campact.de initiierten Anti-Homophobie-Kampagne.
Ständiges Zurückrudern
Nach den anfänglichen verbalen Entgleisungen und Empörungsrhetorik musste die GEW inhaltlich in den letzten Wochen in Sachen „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ zurückrudern.
- Auf der Bezirkskonferenz des DGB Baden-Württemberg am 1. Februar 2014 in Ludwigsburg brachte die GEW einen Dringlichkeitsantrag ein, auf dem sie eine zentrale Forderung der Petition zu Eigen gemacht hat, nämlich alle Formen von Ausgrenzung und nicht nur die der „LSBTTI“ in den Bildungsplan aufzunehmen: „Schule muss ein Ort sein, an dem alle Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund, mit unterschiedlicher Religion und Weltanschauung, aus allen Kulturen, in jedem Alter, jeglicher ethnischen Herkunft, jeder geschlechtlichen und sexuellen Identität, gemeinsam leben und lernen.“
- Die Bedenken, die die Petition im Hinblick auf Unterrichtsmaterialien und die Unterrichts-praxis der „Akzeptanzkampagne“ geäußert hatte, hat sich bei der GEW bewahrheitet. Nachdem in der Fernsehshow „Menschen bei Maischenberger“ am 11. Februar 2014 die skandalösen Unterrichtsbeispiele einem breiteren Publikum bekannt gemacht wurden, distanzierte sich die GEW von ihrer Broschüre „Lesbische und schwule Lebensweisen“.
- In dem Schreiben an Kultusminister Stoch äußert sich Frau Moritz ungewöhnlich deutlich: „Die von der GEW geforderte Aufnahme von Kompetenzen zur „Akzeptanz von sexueller Vielfalt“ durch ihre Integration in die schon vorliegenden „Leitprinzipien“ ist (…) misslungen.“ Der Ehrlichkeit, was die Selbstkritik angeht, muss Respekt gezollt werden.
Um was geht es?
Die inhaltlichen Widersprüche der von der GEW mitinitiierten Passagen zur „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ in den Leitprinzipien, hat die Petition aufgedeckt. Ein Grundwiderspruch ist bis heute von der GEW-Führung nicht verstanden worden: Auf der einen Seite sagen viele Homosexuelle mit einer essentialistischen Sichtweise: „Ich bin homosexuell, weil ich so geboren wurde.“ Auf der anderen Seite stehen die Gender-Konstrukte mit einer konstruktivistischen Sichtweise: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern zur Frau gemacht.“ Wie sollen Lehrkräfte diese Widersprüche vermitteln? Dies sollte die GEW klarstellen, bevor sie die gleiche Agenda mit anderen Schlagworten in den Bildungsplan einbringen will.
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